Teil 1 - Wer einen Freund findet, der findet einen Schatz
In diesem Teil der Seite möchte ich euch aus meiner Sicht berichten, wie das kongeniale Duo Terence Hill und Bud Spencer geboren wurde und euch ein paar Hintergrundgeschichten dazu erzählen. In diesem ersten Teil werde ich auf die frühen Jahre zurückblicken. In zukünftigen Fortsetzungen, die hier erscheinen werden, werde ich dann auf ein paar Neuigkeiten eingehen und einige Themen noch vertiefen. Die Veröffentlichung einer Web-Video-Serie, in der ich u.a. ebenfalls auf unser erfolgreiches Duo und meine Freundschaft mit Terence eingehe, ist ebenfalls geplant... Bleibt dran!
Der Anfang – Manchmal entwickeln sich Dinge anders als erwartet
Das Leben schreibt die verrücktesten und schönsten Geschichten. In dieser Hinsicht kann ich mich selbst eine glückliche und gesegnete Person nennen, denn dass Leben war sehr gut zu mir!
Ich war gerade mitten in einem persönlichen und beruflichen Umschwung als Giuseppe Colizzi mich 1967 kontaktierte und mir die Rolle des “Hutch Bessy“ in seinen Film “
Dio perdona... io no! (Gott vergibt – Django nie!)” anbot. Nach vielen Überlegungen mit vielen Zweifeln akzeptierte ich schließlich ohne zu erwarten, dass noch ein weiterer Film folgen könnte. Ein junger Mann namens Mario Girotti wurde einen Tag vor Beginn der Dreharbeiten als Ersatz angeheuert, da der ursprüngliche Schauspieler sich bei einem Unfall den Fuß gebrochen hatte. Seine Rolle war die des “Cat Stevens“ und als die Dreharbeiten begannen, hatten wir nur die Gelegenheit kurz mal “Hi!“ zu einander zu sagen. Keiner von uns konnte sich vorstellen, dass dies der Beginn eines wundervollen Kapitels in unseren Leben werden würde: Die Freundschaft von Mario und Carlo, die Geburt von Terence Hill und Bud Spencer als unzertrennliches Duo auf und neben der Kinoleinwand!
Aber, wartet...
Ich war ein wenig zu schnell... Lasst uns ein paar Schritte zurückgehen und die Dinge richtig sortieren, da ist noch viel mehr zu erzählen. Eigentlich startete die Geschichte von Mario, also Terence, schon viel früher. Wisst ihr was? Lasst uns ab jetzt einfach die Namen
Terence und
Bud benutzen, da die Geburt dieser beiden Charaktere auch den Beginn eines neuen, wundervollen Kapitels in meinem persönlichen Leben markiert.
Wir bewegten uns eine ganze Weile in denselben Kreisen – aber wir trafen uns nie
Terence erinnert sich daran, dass er als Kind immer ins Schwimmbad ging um seinen Idolen beim Training zuzuschauen. Wir hatten aber damals nie die Chance uns zu treffen, denn erstens war er zu dieser Zeit noch ein Kind und zweitens war mein Training aufgrund meiner Faulheit immer sehr schnell vorbei.
Ein paar Jahre später und noch immer sehr jung, war Terence schon ein sehr aktiver Schauspieler und arbeitete regelmäßig in den Cinecittà Studios in Rom wo die meisten italienischen und auch internationalen Produktionen entstanden. Ich lebte ebenfalls in Rom zu dieser Zeit und hatte ein wenig als Schauspieler gearbeitet. Ich spielte kleinere Rollen in einigen Filmen, war aber hauptsächlich als Komponist aktiv. Ich arbeitete in meiner eigenen kleinen Produktionsfirma und assistierte viele Male meinem Schwiegervater Giuseppe Amato, der einer der aktivsten Filmproduzenten der 50er und 60er Jahre war. Aus diesem Grund war ich auch viel in der Cinecittà beschäftigt. Meine und Terence Pfade dürften sich mehrere Male gekreuzt haben, aber das Schicksal hatte entschieden, dass die Zeit noch nicht reif war um sich zu treffen. Auch im Jahr 1959 nicht. Ich war gerade aus Venezuela nach Rom zurückgekehrt als ich für die Rolle des Rutario in dem Monumentalfilm “
Annibale (Hannibal)“ angeheuert wurde. Terence wurde ebenfalls für diesen Film engagiert, er spielte die Rolle des Quintilius. Wir waren also beide im gleichen Film, aber wir haben uns während der Dreharbeiten nie gesehen, da wir verschiedene Drehtage für unsere Szenen hatten.
Dann jedoch kam die Zeit - “Ciao Carlo, ich bin Mario, es freut mich dich kennenzulernen...“
Im Jahr 1967 war es endlich soweit. Wir wurden ausgewählt für die Rollen des “Cat Stevens“ und “Hutch Bessy“ in “
Dio perdona... io no! (Gott vergibt – Django nie!)” von Regisseur Giuseppe Colizzi. Ich erinnere mich an mein erstes Treffen mit Terence als wäre es gestern. Ich saß und bereitete mich auf meine Rolle vor. Alle waren nervös wegen des Unfalls des zweiten Hauptdarstellers. Ich war allerdings nicht nervös, da ich das Ganze nur als eine weitere Erfahrung in meinem Leben sah, die keine größere Bedeutung hatte. Dem verletzen Schauspieler sagte man außerdem eine gewisse Arroganz nach, mit der ich nicht sonderlich gut auskomme. Ich war also ganz entspannt als Terence plötzlich vor mir stand und sich selbst vorstellte: “Ciao, ich bin Mario, es freut mich dich kennenzulernen...“. Er setzte sich neben mich und wir sind ein paar gemeinsame Szenen durchgegangen. Eine höfliche, freundliche und bescheidene Person, welche mir seine Bewunderung für meine sportlichen Erfolge aussprach.
Seine blauen Augen und sein ansteckendes Lächeln machen ihn zu diese Art Mann, die sich Mütter für ihre Töchter wünschen. Ich habe sofort eine große Sympathie für Ihn empfunden.
Ich glaube, er fühlte das Gleiche, wir hatten sofort eine geistige Verbindung zueinander, sowohl menschlich als auch beruflich. Er hatte schon sehr viel Erfahrung als Schauspieler, so dass sich unsere Methoden sich auf unsere Rollen und die Dreharbeiten vorzubereiten sehr unterschieden, aber unsere grundsätzliche menschlichen Werte waren die Gleichen.
Diese Synergie wurde auch sofort von unserem Regisseur Giuseppe Colizzi bemerkt. Er hat sofort erkannt, dass unsere Charaktertypen sich perfekt ergänzten und konnte uns so gut in Szene setzen. Terence war immer sehr gut vorbereitet auf seine Szenen und seine Rolle. Er studierte das Drehbuch bis spät in die Nacht und anstatt mit der Crew zu Abend zu essen, blieb er manchmal in seinem Zimmer und dachte darüber nach, wie er die Arbeit des kommenden Tages verbessern konnte. Ich andererseits habe nie auf ein Abendessen verzichtet. Ich war faul in der Vorbereitung meiner Szenen und da ich nie Schauspielerei gelernt hatte, agierte ich viel instinktiver. Meine sportliche Vergangenheit und meine starke Physis halfen mir dabei sehr. Dadurch, dass wir so verschieden sind, kam es nie zu Eifersüchteleien oder Neid zwischen uns. Außerdem haben wir uns immer sehr respektiert. Wir beide führen ein harmonisches Privatleben und der Erfolg ist uns weder zu Kopf gestiegen noch hat er je unser Handeln beeinflusst.
Nach dem Film wurden wir von Giuseppe Colizzi engagiert um in zwei weiteren Filmen zusammen zu spielen. Im Jahr 1968 in “
I quattro dell'Ave Maria (Vier für ein Ave Maria)“ mit dem großartigen amerikanischen Schauspieler Eli Wallach, der so nett war mir viele Tricks zu zeigen um ein besserer Schauspieler zu werden und 1969 in “
La colina degli stivali (Hügel der blutigen Stiefel)“. Beide Filme waren erfolgreich und mit jedem Film wuchs unsere Freundschaft und ich habe Terence mehr und mehr als einen sehr positiven Menschen schätzen gelernt.
Die Vision von E.B. Clucher alias Enzo Barboni
Giuseppe Colizzi legte so den Grundstein für den erfolgreichsten Film des Jahres 1970. Terence und ich waren mittlerweile bekannt, aber noch nicht das unzertrennliche Duo.
Enzo Barboni, ein sehr bekannter Kameramann bei vielen wichtigen Filmen, hatte die Idee eine neue Art des Italowestern mit mehr Humor und weniger Gewalt zu erschaffen und er wollte diesen Film selbst inszenieren. Für “
Lo chiamavano Trinità... (Die rechte und die linke Hand des Teufels)“ bekam er verschiedene Absagen der Produzenten: “Das Konzept funktioniert nicht. Es gibt viel zu viele Dialoge und zu wenig Action. Das Publikum will Schießereien und Tote sehen“. - Das waren nur einige der Reaktionen, die er immer und immer wieder zu hören bekam. Er wusste aber was er tat und war fest entschlossen seine Ideen zu verwirklichen und so zeigte er schließlich das Drehbuch Italo Zingarelli. Italo war sofort begeistert und entschloss sich den Film zu produzieren. Die beiden Hauptrollen “Trinity“ und “Bambino“ wurden Terence und mir angeboten und wir fühlten uns sehr wohl in diesen Stiefeln.
Mit E.B. Clucher hatten wir sehr viel Spaß am Set. Die Rollen waren uns auf den Leib geschrieben und Enzo akzeptierte eine Menge unserer Ideen, die wir beim täglichen Drehen hatten. Unser Westen war ein fantastisches Tal mitten in Italien und obwohl unser Budget sehr klein war, waren alle sehr motiviert gute Arbeit abzuliefern. Zwischen den Drehs spielten wir Fußball und aßen zusammen in sehr entspannter Atmosphäre. Wir hatten eine tolle Zeit und alles passte perfekt zusammen. Die Geschichte wäre aber nicht komplett ohne auch das großartige Team der Stuntmen unter der Leitung von Giorgio Ubaldi zu erwähnen. Der Film kam 1970 in die Kinos und wurde ein unerwartet großer nationaler und internationaler Erfolg. Er wurde der erfolgreichste Italienische Film weltweit und überbot damit den vorherigen Rekord von “La dolce vita (Das süße Leben)“, der von meinem Schwiegervater Giuseppe Amato zehn Jahre zuvor produziert wurde. Der Erfolg war so groß, dass die Kinos Probleme mit den Zuschauern bekamen, da viele einfach sitzen blieben um den Film wieder und wieder zu sehen. Einer meiner ältesten Fans erzählte mir mal, dass er sich den Film sieben oder acht Mal hintereinander am Eröffnungswochenende angeschaut hat.
Mit einem wachsenden Team von Schauspielern, Stuntmen und Crew-Mitgliedern haben wir von diesem Moment an bei vielen zukünftigen Filmen zusammengearbeitet. Wir alle hatten das Gefühl, dass wir zusammen etwas Großartiges erschaffen haben.
Kennst du Murphys Gesetz? Alles was schief gehen kann, geht auch schief?
Die Geschichte von Terence Hill und Bud Spencer ist eine Art Umkehrung von Murphys Gesetz, eine Verkettung glücklicher Umstände und Zufälle, alles war einfach perfekt!
Zurückblickend ist es sehr schwer so viel Glück zu erklären!
Zwischen 1971 und 1974 haben Terence und ich fünf weitere Filme zusammen gemacht. Die Fortsetzung von Trinity, “
...continuavano a chiamarlo Trinità (Vier Fäuste für ein Halleluja)“ war noch erfolgreicher als sein Vorgänger und machte uns zu internationalen Kinostars. Als Zeichen unserer Dankbarkeit arbeiteten wir danach für eine geringe Gage erneut mit Giuseppe Colizzi zusammen. Er war gleichzeitig Regisseur und Produzent und so reisten wir nach Kolumbien wo wir zwei Flugzeugpiloten in “
... Più forte ragazzi! (Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle)“ spielten. Der Film wurde zu einem meiner Lieblingsfilme und meine Leidenschaft für die Fliegerei nahm hier ihren Anfang.
Terence hatte anschließend großen Erfolg mit “Il mio nome è Nessuno (Mein Name ist Nobody)“ mit Henry Fonda an seiner Seite und entschied sich dann später dazu Erfahrungen in Hollywood zu machen, wo er u.a. mit Gene Hackman zusammen arbeitete. In dieser Zeit (1973) spielte ich zum ersten Mal den Kommissar Rizzo in “
Piedone lo sbirro (Sie nannten ihn Plattfuß)“, eine meiner absoluten Lieblingsrollen. Ich habe die Dreharbeiten in meiner Heimatstadt Neapel und die Zusammenarbeit mit Steno, einem der größten Italienischen Regisseure überhaupt, sehr genossen. In dieser Phase haben wir beide bewiesen, dass wir auch alleine Erfolg haben können und ich drehte später noch drei weitere erfolgreiche Fortsetzungen der Plattfuß-Saga.
Nach kurzer Pause kamen wir wieder zusammen...
1977 wurde uns ein weiteres fantastisches Drehbuch von E.B. Clucher angeboten und so machten wir unseren ersten Film in Miami als zwei unfreiwillige Polizisten.
“
I due superpiedi quasi piatti (Zwei außer Rand und Band)” wurde ein weiterer unglaublicher internationaler Erfolg. Bis 1985 kam nun fast jedes Jahr ein neuer Film mit uns heraus. Die Freundschaft mit Terence wurde dabei von Jahr zu Jahr größer und größer, parallel zu unserer gemeinsamen Popularität. Wir haben uns regelmäßig getroffen und tun dies auch noch immer, meist bei Spaghetti mit Tomatensauce, gekocht von meiner Frau Maria. Terence und seine Frau Lori sagen, so mögen sie sie am liebsten.
Ich kann nur sagen, es war ein Segen für mich Terence Hill zu treffen und sein Freund zu werden!
Alle Filme mit Terence Hill
Vier Fäuste gegen Rio (1984)
Zwei bärenstarke Typen (1983)
Zwei Asse trumpfen auf (1981)
Das Krokodil und sein Nilpferd (1979)
Zwei sind nicht zu bremsen (1978)
Zwei außer Rand und Band (1977)
Zwei wie Pech und Schwefel (1974)
Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle (1972)
Vier Fäuste für ein Halleluja (1971)
Freibeuter der Meere (1971)
Die rechte und die linke Hand des Teufels (1970)
Hügel der blutigen Stiefel (1969)
Vier für ein Ave Maria (1968)
Gott vergibt... Django nie! (1967)
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